von SVE Redaktion
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4. Februar 2023
Auf unseren Report zur U23-Regelung gab es unglaubliches Feedback, wofür wir vom SVE Vorstand uns herzlich bedanken möchten. Neben der großen Resonanz haben uns auch einige Fragen erreicht, die wir hier gesammelt beantworten möchten. Teil 1 besteht aus Rückfragen der Eishockey News, Teil 2 aus Fan Fragen, die uns über Social Media erreicht haben. Wer weitere Fragen bzw. Feedback hat, der kann sich gerne über unsere Kanäle mit uns in Verbindung setzen! EISHOCKEY NEWS Frage: Gibt es einen Grund, warum die Studie gerade jetzt um den Jahreswechsel veröffentlicht wurde? Nein, es gibt keinen speziellen Grund. Uns ist wichtig, dass sich unsere Ergebnisse an alle Interessenten des deutschen Eishockeys wenden. Daher ist die Zeit auch mit Sicherheit passend. Unser mit Daten, Statistiken und Umfrageergebnissen angereicherter Debattenbeitrag dient hoffentlich dazu, dass sich auch im neuen Jahr intensiv mit der Regelung befasst wird. Dies haben wir zum Abschluss unseres Reports auch nochmal ausdrücklich so formuliert: “Wir freuen uns auf einen sachlichen und zukunftsgewandten Austausch mit allen relevanten Akteuren des deutschen Eishockeys und stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung.” (Seite 12) Frage: Im November gab es ein Gespräch mit dem Aufsichtsrat. Wie ist aktuell das Verhältnis zur Liga. Man hat den Eindruck, die SVE wird weiter wenig gehört und als Gesprächspartner auch nicht ernst genommen. Wie stellt sich die Situation aus Sicht der SVE dar? Wir stehen seit unserer Gründung für Dialogbereitschaft – fair und konsequent in der Sache. Mit wem und wann wir intern sprechen, das bleibt auch intern. Die U23-Regel ist mehrmals Thema gewesen und wird es für uns auch bleiben. Sowohl die Statistiken (zB. Eiszeiten) im ersten Teil des Reports, als auch das ziemlich deutliche Meinungsbild (repräsentative Umfrage unter den Spielern) im zweiten Teil des Reports verdeutlichen, dass über die Regel debattiert werden sollte. Wir sind davon überzeugt, dass ein intensiver und aufrichtiger Austausch notwendig ist, um nachhaltige Verbesserungen für das deutsche Eishockey zu erzielen. Oder gehen aus den von uns vorgebrachten Erkenntnissen Signale hervor, dass die Nachwuchsförderung an ihrem Optimum angekommen ist? Frage: Für die Einordnung der Studie fehlen ein paar Belege/Vergleichszahlen: Uns war bewusst, dass es Nachfragen zu unserer Ausarbeitung geben wird. Diese erläutern wir gerne und hoffen, dass sie der von uns gewünschten Debatte zuträglich sind. Wir hoffen im Anschluss darauf, dass eine inhaltliche und konstruktive Debatte um die U23 Regelung entsteht. Die Fans haben dies in den sozialen Medien bereits getan. In den Kommentaren bei Instagram sind viele spannende Gedankengänge und Ideen zu lesen, die wir gerne in unserer weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema berücksichtigen. Wie viele Spieler haben an der Umfrage teilgenommen? Diese Zahl fehlt nicht. Unter 3.3 / Auswertung 2 (Seite 9) sind die absoluten Zahlen zusätzlich zur prozentualen Verteilung angegeben. Insgesamt 105, was wir als Repräsnentatives N ansehen. Hätte nur eine Hand voll Spielern an der Umfrage teilgenommen, hätten wir diesen Teil der Ergebnisse in dieser Form nicht dargestellt, da dies nicht repräsentativ gewesen wäre.Dass über 100 Spieler ihre Meinung zur U23 Regel aktiv kommunizieren, ist ein weiterer Indikator, wie wichtig die Debatte ist. Das Thema bewegt die Spieler. Waren es nur SVE-Mitglieder oder DEL/DEL2/Oberligaspieler allgemein? Die Umfrage wurde an alle SVE-Mitglieder übermittelt, aber auch die Nicht-Mitglieder aus der DEL. Es haben vermehrt Ü23 Spieler an der Umfrage teilgenommen. 95% der Teilnehmer waren DEL Spieler. Wie aus dem Report zu entnehmen, sehen die Kontingentspieler die Regelung übrigens ebenso kritisch, wie die Deutschen. Frage: 9:19 Minuten Eiszeit seien laut NHL-Experten zu wenig. Was wäre die optimale Eiszeit? 9:19 Minuten auf dem Eis sind unserer Meinung und Erfahrung nach zu wenig, Experten der NHL haben uns in dieser Auffassung bestätigt. Wir haben zu optimalen Eiszeiten recherchiert, jedoch seitens DEL keine Informationen oder Ziele bzw. Empfehlungen im Kontext der Regel gefunden. In der DEL sind also Spieler dabei, die an ihrem Standort das Vertrauen bekommen und es gibt Spieler, die eine ganze Saison 4 Minuten im Schnitt spielen. Derjenige, der 15 Minuten spielt, ist offensichtlich gut genug für die DEL und braucht keine Regelung. Und derjenige, der nur 4 Minuten spielt, verschwendet ein Jahr in einer Mannschaft, um die Regelung zu erfüllen. Ihm würde womöglich ein Jahr in der DEL2 helfen und zugleich könnte ein Ü23-Spieler aus der DEL2 (oder gar Oberliga) weiter wertvolle Erfahrungen in der DEL sammeln. Mit 24 ist kein Eishockeyspieler am Ende seiner Entwicklung angekommen und wir können es uns als deutsches Eishockey nicht leisten, nicht jeden einzelnen Spieler auf höchstem Niveau zu fördern und fordern. Frage: Zwar gibt es in anderen Ligen keine derartige Regelung, aber gibt es Vergleichszahlen aus Schweden, Finnland, Tschechien etc? Es gibt eine solche Regelung in anderen europäischen Ländern. Dort wird Nachwuchsarbeit aus Überzeugung und nicht aus Zwang heraus betrieben. Es ist leider sinnbildlich für den Status quo in Deutschland, dass Verwunderung darüber herrscht, dass wir einen 20-22 jährigen als sehr jung bezeichnen. Für die weitere Debatte würden wir uns freuen, wenn wir uns nicht nur um Vergleichszahlen aus anderen Ländern bemühen, sondern auch die Inhalte und Konzepte der Nachwuchsentwicklung in anderen Ländern in den Fokus nehmen. Dort besteht nicht die Notwendigkeit einer Regel, wie wir sie haben. Warum ist das bei uns so und wie erfolgreich ist die U23 Regel? Frage: Gernot Tripcke sagte im November, für 2023 und 2024 gebe es nichts an der U-Regelung zu ändern. Alles sei festgelegt. Kurzfristig wird es also wenig Möglichkeiten geben, an der Regelung zu rütteln. Ist eine Änderung der Regelung von Seiten der SVE dann eher auf lange Sicht ausgelegt? Wir haben unsere Erkenntnisse zur U23 Regelung offengelegt und den bisherigen Verlauf beleuchtet. Wir sagen nicht, dass die Regelung per se ungeeignet ist. Wir und viele Spieler sind aber überzeugt, dass ein Interesse bestehen müsste, die Jungs langfristig in der Liga zu halten. Gerade auch für die Wertigkeit der Nationalmannschaft und Ihren Stellenwert für die Liga insgesamt – ohne erfolgreiche Nationalmannschaft, keinen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg für die Liga. Hier sehen wir Optimierungsbedarf und wir haben in unserem Report neue Kriterien zur Bewertung des Erfolgs der Regel in den Fokus gebracht. Wenn zum Beispiel der Gradmesser für den Erfolg der Regelung die reine Anzahl der Spiele ist und Eiszeiten egal sind, dann wird nie Handlungsbedarf bestehen. Frage: Im Report gibt es keine Lösungsansätze für das angesprochene Problem. Warum? Weil wir an einer faktenbasierten und sachlichen Debatte interessiert sind und gemeinschaftlich die beste Lösung für das deutsche Eishockey finden wollen. Solange nicht bei allen Akteuren die von uns identifizierte und prognostizierte Problemlage geteilt wird, macht eine Präsentation eines Lösungsansatzes ohnehin keinen Sinn. Für was braucht es eine Lösung, wenn es kein Problem gibt? In der Einführung unseres Reports haben wir sehr sorgfältig Zitate gebracht, wie seitens relevanter Akteure die Bewertung der Regel derzeit ausfällt. Der erste Schritt zur Lösung ist es unserer Meinung, zu erkennen, dass die Regel nicht perfekt ist und Fallstricke hat. Das ist der Kern unseres Reports, den wir deshalb auch als Debattenbeitrag und nicht als Studie, Regeländerung, Manifest oder dergleichen bezeichnet haben. Frage: Wäre eine Lösungsmöglichkeit die Reduzierung von Kontingentstellen? Das ist ja eigentlich auch das Grundziel von Powerplay26? Wie schon gesagt – an einer Lösung lässt sich erst arbeiten, wenn alle relevanten Akteure ein Problem bzw. zumindest Optimierungsbedarf sehen. Frage: Deutsche Spieler sollen teurer sein als Kontingentspieler (vor allem wenn diese neu in die Liga kommen). Gibt es wie in der Studie kurz erwähnt, auch ein Budgetproblem in Deutschland? Dass deutsche Eishockeyspieler teurer sind, ist ein weitverbreiteter Trugschluss. Wir wissen, dass dem nicht so ist. Das wird auch die Liga bestätigen können. Welche Rolle könnte Auf- und Abstieg spielen, wenn es um das Vertrauen in junge Spieler geht? Das wird man dieses Jahr sehen. Es könnte dazu führen, dass ihnen noch mehr Vertrauen entzogen wird. Frage: In der Studie wird moniert, im internationalen Vergleich seien 22- und 23-Jährige schon Leistungsträger, in Deutschland dagegen eher noch Nachwuchsspieler. Wie schafft man es, sie in diesem Alter schon zu Leistungsträgern zu machen? Muss man in der DNL ansetzen? Sie beispielsweise mit 18 in der DEL2 spielen lassen? Es ist richtig, dass dieses Thema komplett gemeinschaftlich besprochen werden sollte. Deswegen plädieren wir dafür, alle Beteiligten mal an einen Tisch zu bringen. Wie eingangs erwähnt, schließt unser Report mit genau diesem Angebot. Wir würden gerne das Thema wieder intensiver aufnehmen, noch tiefer in Zahlen schauen und Optionen besprechen. FANS Frage: “Wieso nur einer in der NHL? Was ist mit Draisaitl, Stützle, Seider? In unserer Datenerhebung wurden a) nur Spieler erfasst, die in den letzten Jahren in einem DEL Kader standen und b) wurden Stützle, Seider etc nicht erfasst, weil sie 99er Jahrgang oder jünger sind und diese Jahrgänge in der Statistik prinzipiell nicht erhoben wurden. Frage: Wo sind die anderen Spieler, die es nicht in die DEL geschafft haben? Zur Erläuterung des Diagram: G4= Germany 4 -> Bayernliga, NRW Liga etc Frage: Welches Team verbirgt sich hinter welcher Nummer? Wir verraten die Verteilung gerne, aber nur auf direkte Nachfrage. Wer die Eiszeiten eines bestimmten Teams wissen will, kann sich gerne genau dazu bei uns melden. Frage: Wann wurden die Daten erhoben und war die Sportschule involviert? Die Daten wurden am 10.11.2022 erhoben. Nein, die Sportschule war nicht involviert. Frage: Wieso wurde ursprünglich der Mean und nicht der Median gewählt und was wäre der Median? Unser Ziel war es, die ligaweite durchschnittliche Eiszeit aller U23-Spieler pro Team zu ermitteln. Damit die ganze Vielfalt an Eiszeiten ins Gewicht fällt, haben wir uns für das arithmetische Mittel entschieden. Der Median liefert ähnliche Ergebnisse. Median (basierend auf den Einzelwerten der U23 Spieler (93 Spieler) 9,06 Minuten Median (Median basierend auf den arithmetischen Mitteln der Teams) 9,37 Egal auf welches Lagemaß man sich letztendlich festlegt: Es bleibt festzuhalten, dass die „durchschnittlichen“ Eiszeiten der U23 weiter ausgebaut werden sollten, um junge Spieler weiterzuentwickeln zu können.